Lungomare – eine Fläche Blau

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Der perfekte Weg

Gibt es einen perfekteren Spazierweg als am Meer entlang? Kaum vorstellbar: links die Fläche Blau und rechts Villen, Gärten, Parks. Der Lungomare führt an der kroatischen Riviera entlang, ein Spaziergang.

Blick auf das Dorf Ika, in der Nähe von Lovran und Opatija

Ach, das waren Zeiten – Österreich lag am Meer. Und hatte selbstverständlich auch eine Marine. So konnte Heinrich von Littrow, geboren in Wien, Kapitän werden. Littrow wurde zudem Katrograph, erfand mal kurz die Seekarten neu, und ließ sich erst in Triest, später in Abbazia nieder. Dort gründete er (einmal Seefahrer, immer Seefahrer) den Yachtclub. Heute erinnert in Opatija, wie Abbazia jetzt heißt, eine Büste an Heinrich von Littrow. Sie steht am Lungomare, der zwölf Kilometer langen Promenade. Wer diese aufmerksam entlang geht, sieht nicht nur das lockende adriatische Meer und mondäne Villen, sondern kann so manches lernen.

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Die blauen Dolden der Glyzinen hängen im Frühling so voll und schwer über die Mauern, dass man sich einmal fragen könnte, wie viel Blüten eigentlich wiegen. Ihr schwerer, süßer Geruch fällt auf den Weg.

Wir beginnen in Volosko, einem Fischerdorf zwischen Opatija und Rijeka. Genauer gesagt: heute ein Fischerdorf – denn früher war der Ort ein wichtiger Hafen der Rijeka-Volosko-Opatija-Dampfschifffahrtslinie. Steile Gassen winden sich von der Küstenstraße runter ans Meer. Auch gleich zu Beginn des Spaziergangs gibt es etwas Unterricht, diesmal in Geologie: Ein paar auffällige Beton-Schalen, die aussehen wie ein zerbrochener Brunnen, sind ein Denkmal für Andrija Mohorovičić, 1857 in Volosko geboren, Begründer der modernen Seismologie. Nach ihm heißen ein Krater auf dem Mond und eine Schicht zwischen Kruste und Mantel auf dem Mars. Die Betonteile stellen die Erdschichten dar. Was sofort einleuchtet, wenn man die Erklärungen auf dem Schild gelesen hat.

Die Promenade wurde vor gut hundert Jahren gebaut, manchmal ragt sie ausgelagert übers Meer hinaus, sie folgt jeder kleinen Bucht und jedem Felsen. Der Messinghandlauf glänzt in der Sonne. Angler sind auch schon unterwegs. Sie lehnen an der Mauer, lassen sich von den Sonnenstrahlen wärmen. Und ihre Angeln lehnen genauso faul am Geländer.

Blick vom Ufer auf den wunderschönen Ort Volosko

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Mit der Eisenbahn ans Meer

Offiziell heißt die Promenade Kaiser-Franz-Josef-Weg, so steht es auch auf Schildern, aber jeder hier nennt sie „Lungomare“. 1873, da lag Österreich am Meer, begann der Tourismus an der kroatischen Riviera, die zu Österreich-Ungarn gehörte. Ab diesem Jahr fuhr die Eisenbahn von Wien bis Matulji. Ganz Wien fuhr nun ans Meer, und wollte dort genauso flanieren wie im Schlosspark Schönbrunn. Also ließ Friedrich Julius Schüler, Direktor der k. u. k. Südbahngesellschaft, Hotels und Villen in Opatija und Lovran bauen und entwarf die Küstenpromenade. Bald stellte sich heraus, dass das Entlangflanieren am Meer nicht nur schön, sondern sogar gesund ist. Ärzte befanden, das „Spazieren im Meeresaerosol“ sei heilsam.

Das Mädchen mit der Möwe richtet sein Blick auf die Kvarner Bucht

Aber nun ist auch mal gut mit Spazieren, Stärkung muss her. Wie wäre es mit einem kleinen Braunen, wie die Wiener sagen, auf der Terrasse der Villa Neptun. In der Belle-Époque-Villa speiste schon Vladimir Nabokov – als Fünfjähriger. Wir sind schon in Opatija angelangt, einer Abfolge von alten Villen, und erstaunlich wenig verbauten Berghängen über dem alten Ortskern. Eine Bucht weiter leuchtet gelb das Kvarner, 1884 als erstes Hotel eröffnet. Noch immer ist viel Platz auf der Promenade. Alte Damen mit Hund promenieren, sonst ist noch nicht viel los.

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Kamelien erblühen

Nun wird der Lungomare zu einem grünen Weg, er biegt ab in den Park der Villa Angiolina. Eine Mauer zieren bunte Porträts berühmter Gäste im „Curort“ Opatija. Alle an dieser Wall of Fame Abgebildeten sind entweder in Opatija geboren oder haben die Stadt besichtigt, leicht zu erkennen sind Gustav Mahler, Isadora Duncan, Albert Einstein, natürlich auch Nabokov und – mit der charakteristischen runden Nickelbrille – James Joyce. Praktischerweise stehen die Namen aber auch daneben. Die Villa und der Park Angiolina stammen aus den ersten Jahren des Seebades Opatija, beides hat der Geschäftsmann Iginio Scarpa aus Rijeka nach seiner Frau Angiolina benannt.

Bis heute flanieren Besucher gerne in dem Park, zwischen Bambus und Palmen. Berühmt ist der Park jedoch für seine Kamelien. Bezaubernd sind auch die Rhododendren und Azaleen, „aber die alten Zedern und die großen Pinien, das sind die Könige im Park“, sagt eine Gärtnerin. Die Tänzerin Isadora Duncan soll sogar von den Palmen im Park zu einem Tanz angeregt worden sein, eine elegante Skulptur der amerikanischen Erneuerin des Tanzes steht vor dem Park, eine Arbeit der Bildhauerin Tatjana Kostanjevic aus Opatija. Wäre die Duncan doch nur am Meer geblieben. In ihrer Pariser Zeit verunglückten ihre beiden Kinder in der Seine, und die große Tänzerin starb bei einem tragischen Autounfall in Nizza: Ihr Seidenschal verfing sich bei einer Fahrt mit einem offenen Wagen in einem Rad des Autos.

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Der Weg durch den Park führt zu einer kleinen Kirche, St. Jakob. Um 1420 entstand hier ein Kapuzinerkloster, diese Abtei war namensgebend für den Ort, der auf Italienisch Abbazia hieß, was dasselbe bedeutet wie auf Kroatisch Opatija. “Abbazia, Idylle von der Adria” schrieb 1883 ein Reiseführer aus Wien, und wenn auf der Promenade ein junges Paar in historischen Kostümen promeniert, sie mit Sonnenschirmchen, er mit Zylinder, soll das daran erinnern. Ein halbes Jahrhundert Sozialismus konnte der Idylle erstaunlich wenig anhaben, der Großteil der alten Gebäude ist nun renoviert.

Alles so schön bunt hier

Weiter am Opatijaner Ufer entlang verweisen nur die großen Betonterrrassen im Meer an die 1970er-Jahre. Opatija war auch im Sozialismus ein beliebtes Reiseziel, auch für Ostdeutsche. Die mussten allerdings ein Familienmitglied als Pfand in Deutschland lassen. Zu verlockend waren die offenen Grenzen des südlichen Bruderstaates. „Familienzusammenführung in Venedig, und das nicht nur einmal“, erinnert sich ein Reiseleiter, der seit 40 Jahren in Yugoslawien und jetzt in Kroatien arbeitet.

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Die Italiener sind aufgewacht

Nun, später Vormittag, sind auch die italienischen Urlauber auf dem Lungomare anzutreffen. Das kurze Frühstück beendet, beginnen sie zu flanieren – bis heute sportlichste Betätigung der Italiener am Meer. Wer schon länger unterwegs ist, könnte einen Happen essen. Um diese Jahreszeit Risotto mit wildem Spargel, leicht bitter. Passend dazu ein Glas Zlachtina, eine weiße, autochthone Traube von der Insel Krk.

Lungomare in der Nähe von Opatija

Oder sollte man eine Bucht weiter ein Bad wagen? Empört zeigte sich die Wiener Gesellschaft von den Sitten am Meer. Zu der Zeit, als die Südbahngesellschaft die ersten Hotels in Opatija eröffnet hatte, schwamm die einheimische Bevölkerung im Sommer entsetzlich freizügig. Die Männer gingen nackt ins Meer, und Frauen und Männer badeten gemeinsam. „Ausgschamt!“ rief die Habsburger Hautvolee. Baden ohne Hose war von nun an verboten, Kinder mussten Tücher, die Männer Hosen und die Frauen sogar Alltagskleidung tragen. Österreichisches Burka-Baden. Aber den meisten ist es jetzt noch zu kalt zum Baden, vor den Felsen dümpelt ein Taucher ganz in Neopren, er schnorchelt und zieht eine rote Boje hinter sich her.

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Der ruhige Teil

Westlich von Opatija wird es ruhiger. Der Lungomare ist nicht so renoviert, der Handlauf des Geländers glänzt nicht so. Ein junges Paar geht hier entlang. Beide sind blind, tasten sich zügig mit Blindenstock voran. Was hören sie, was riechen sie, was nehmen sie wahr? Das leise Plätschern, Salzgeruch, Blumen. Blüten. Erste Gerüche nach dem Winter.

Blick auf die Kvarner Bucht und Stadt Lovran

Weiter geht es nach Lovran. Immer wieder gestatten schmiedeeiserne Tore Blicke in Parks. Still liegt das Meer, ruhig und flach. Den Horizont begrenzt die Insel Cres, das Meer erinnert an einen See. Icici, Ika, Lovran, hier endet die Promenade. Im winzigen Ičići wurde im Mittelalter das Holz aus den Dörfern der Umgebung verschifft, und Ika betrieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine wichtige Werft. Und die Stadt Lovran – der Name bedeutet Lorbeer – ist eine der ältesten Siedlungen hier und datiert aus dem 7. Jahrhundert. In Lovran und in seinem Hinterland finden viele Gastro-Events statt. Wie praktisch, macht doch das Spazieren richtig Hunger. Wer Glück hat, erwischt in seiner Urlaubszeit die „Kirschentage“ im Juni oder im Herbst die „Marunada“- ein Festival der Edelkastanien.


Würden Sie jetzt auch am liebsten den Lungomare entlang spazieren gehen? Wir definitiv!

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